Kreative Städte werden zu Weltstädten

Juliana Engberg, die Programmleiterin von Aarhus 2017, freut sich, der Welt zu zeigen, was sie im Jahr 2017 erwartet.

Worauf können wir uns 2017 freuen? Wie lautet das Programm? Wie plant man ein ganzes Jahr Kulturhauptstadt? Nachfolgend können Sie die Antworten der Programmleiterin Juliana Engberg auf diese Fragen lesen.

„Das Jahr als Kulturhauptstadt Europas ist unsere Chance, der Welt zu zeigen, wovon wir träumen und was wir schaffen und entwickeln können, sowie bleibende Veränderungen zu bewirken, die unserer Kultur den Weg in die Zukunft weisen“, sagt Juliana Engberg.

Was können wir uns vom Programm für Aarhus 2017 erwarten?
„Das Programm ermöglicht in erster Linie große Kulturereignisse, bietet aber auch die Gelegenheit, sich zu vertiefen und sich von Kunst und Kultur provozieren zu lassen. Wir untersuchen das ganze Jahr über den Kern des spezifisch Dänischen. Und wir erforschen, ob das Weltbild, das sich in unseren Bräuchen und Gewohnheiten widerspiegelt, auch auf unserem Weg in die Zukunft unsere Richtschnur sein soll, zum Beispiel, wenn wir unseren Platz als Teil der europäischen Gemeinschaft finden und einnehmen sollen.

Das Programm wurde durch den Dialog mit – und die Beiträge von – 10.000 Bürgern und Organisationen entwickelt. Es enthält Erzählungen über die dänische Geschichte und dänische Grundwerte. Es ermöglicht, durch das Land zu reisen und das vielfältige Natur- und Kulturangebot zu entdecken. Es schafft neue Jobs und Nachfrage nach neuer, markanter Kunst. Und es enthält die einzigartige Arbeit unserer zahlreicher Kulturorganisationen, die nun die Chance haben, ehrgeiziger zu sein, ambitiöser zu planen und ihre eigenen Grenzen zu hinterfragen.“

Wie wird das Jahr ablaufen?
„Jeder Monat hat seine eigene, besondere Feier. Dabei kann es sich um einen der 12 Vollmond-Events oder einen MEGA-Event, große Vorstellungen oder Ausstellungen der Sonderklasse handeln. Dies sind natürlich die Highlights. Jeden Monat kann man aber auch eine Vielzahl kleinerer Events besuchen, u. a. Projekte in lokalen, örtlichen Gemeinschaften, die für diese entworfen wurden und von unten entwickelt werden, wobei jeder einzelne dazu beiträgt, ein bleibendes Ergebnis zu erzielen.

Parallel dazu entwickeln wir einen Themenkreis, der Debatten und Gespräche anbietet, die uns ermöglichen sollen, zum Kern der Sache vorzudringen. Unserer Zukunft zuliebe müssen wir uns selbst herausfordern, wirklich zu hinterfragen. Jeder Monat bietet also Ereignisse auf hohem künstlerischem Niveau, bei denen das Vergnügen, die Gemeinschaft und die philosophische Dimension im Mittelpunkt stehen.“

Was ist der wichtigste Aspekt der Kulturhauptstadt Europas?
„Die Meisten werden wahrscheinlich antworten, dass man Kulturhauptstadt Europas werden möchte, um die Wirtschaft und den Tourismus anzukurbeln und den Nährboden für Wohlstand zu schaffen. Das stimmt, und wir können es bereits beobachten: mehr Tourismus, die Ansiedlung neuer Wirtschaftszweige in der Region, positive ökonomische Erwartungen. Aber das Allerwichtigste ist, dass die Kulturhauptstadt Europas einer Stadt und einer Region erlaubt, sich selbst mit neuen Augen zu sehen, ehrgeizig zu sein und auf sich selbst aufmerksam zu machen – also kreativ zu sein.

Kreative Städte laden dazu ein, ein Risiko einzugehen. Sie nutzen ihre Verschiedenheit, fördern die Vielfalt und schaffen durch Kreativität Wohlstand. Sie sind pulsierende, lebendige Gemeinschaften, in denen Mut belohnt wird und laufend neue Ideen, Kunstformen und Medien entstehen. Eine kreative Stadt schätzt die Kunst, die Kunstschaffenden und die Energie, mit der die neuen Mitbürger beitragen. Durch eine enge Zusammenarbeit des Kreativen und des Kommerziellen bereitet man den Boden für die Entwicklung von Ideen und fördert das wirtschaftliche Wachstum." 

Und die internationale Dimension?
„Das Programm bietet viele internationale Künstler und Projekte. Uns war wichtig, unsere dänischen Organisationen zu ermuntern, zusammenzuarbeiten und kulturelle Netzwerke aufzubauen, die zwischen Dänemark und der Welt Brücken bauen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist Tree of Codes, unsere phantastische Vorstellung, die in Aarhus in Zusammenarbeit mit dem Manchester International Festival und zahlreichen anderen Partnern aufgeführt wird.

Wir arbeiten natürlich eng mit einer Reihe anderer Kulturhauptstädte Europas zusammen. Vor allem mit Paphos (Im Jahr 2017 ebenfalls Kulturhauptstadt Europas), aber auch mit San Sebastián, Wroclaw (Breslau) und Leeuwarden. Wir schaffen Werke, die hoffentlich in andere Kulturhauptstädte und noch weiter weg reisen werden. Und wir laden einige der besten Künstler ein, 2017 nach Dänemark zu kommen und hier zu arbeiten."

Was ist die größte Herausforderung?
„Es ist eine Herausforderung, Verständnis dafür zu wecken, dass eine Kulturhauptstadt Europas nicht nur ein Festival ist. Sie ist sowohl in der Tiefe als auch in der Breite viel komplexer und hat in den Bereichen Aufbau, Struktur, Inhalt und Durchführung zahlreiche Facetten. Kultur wird oft als Teil eines Festivals gesehen und verstanden. Die Kulturhauptstadt Europas ist jedoch viel großartiger, einzigartiger und nuancierter.“